Kreativitätsförderliche Arbeitsplatzgestaltung
So vielfältig wie die Formen der Wissensarbeit sind auch die Anforderungen an die Gestaltung des Arbeitsumfeldes. Im Folgenden werden daher nur einige Büroeinrichtungsaspekte herausgegriffen und exemplarische Lösungen dargestellt.
Räume als "Verstärker" der Unternehmenskultur – Autonomie und kreative Anforderungen
Kreativität wird in erster Linie durch inhaltliche Dimensionen der Arbeit gefördert – oder gebremst. Zu diesen zählen:
- die Autonomie der Arbeitsgestaltung in zeitlicher, örtlicher und räumlicher Hinsicht
- die Anforderungsvielfalt
- das Mass der geförderten Kreativität
Tipps zur Gestaltung von Büroarbeitsplätzen:
- Vermeiden Sie Monotonie im Arbeitsumfeld. Gute Ideen kommen plötzlich und oft nach einem Ortswechsel. Kommunikations- und Ruhezonen sollten sich deutlich von „normalen” Arbeitsplätzen unterscheiden. Farben, Formen und Materialien bieten viel Spielraum für die Schaffung einer anregenden Arbeitsatmosphäre.
- Lassen Sie Privatheit zu. Überlassen Sie Ihren Mitarbeitern ein Stück Freiraum zur persönlichen „Gestaltung” ihres Arbeitsplatzes. In non-territorialen Büros ist dies schwieriger, aber der eigene Caddy oder individuell wählbare Arbeitsmaterialien bieten zumindest einen kleinen Gestaltungsspielraum.
- Denken Sie daran, dass das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter durch zu grosse Nähe eingeschränkt werden kann. Selbst die Bereitschaft zur Kommunikation hängt wesentlich davon ab, dass genügend "Abstand" möglich ist, um sich zurückzuziehen. Flächenminimierung sind daher im Hinblick auf die Effektivität und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter Grenzen gesetzt.
- Denken Sie an die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter. Kreativität, Motivation und Gesundheit hängen eng zusammen. Deshalb sollten Sie auch auf die ergonomische Qualität der Arbeitsplätze achten. Besonders wichtig sind gutes Sitzen und die Möglichkeit, Drehstuhl und Schreibtisch der Körpergrösse ihrer Nutzer anzupassen.
Räume als Impulsgeber – Kommunikation und Konzentration
Informelle, also in der Regel ungeplante, keinen Weisungen folgende, Kommunikation ist in der betrieblichen Praxis die wichtigste Lernquelle – und Ausgangspunkt vieler kreativer Ideen. Deshalb setzen moderne Bürokonzepte auf die gezielte Stärkung dieser Kommunikationsform. Dabei ist es nicht entscheidend, ob die Mitarbeiter in kleinen Zellenbüros arbeiten oder in grösseren Gruppen in offenen Büroräumen. Ausschlaggebend ist, dass Gelegenheit zur Begegnung mit den Kollegen und zu ungestörten Gesprächen besteht.Für die Planung von Büroräumen bedeutet das, dass sowohl Bereiche eingerichtet werden müssen, in denen jederzeit kommuniziert werden kann und Bereiche, in denen konzentriertes Arbeiten ohne Störung durch das unfreiwillige Mithören von Gesprächen möglich ist.
Tipps zur Gestaltung von Büroarbeitsplätzen:
- Raum für informelle Kommunikation kann entweder an den Arbeitsplätzen an Stehtischen oder durch zusätzliche Sitzgelegenheiten geschaffen werden oder an räumlich getrennten Orten, z.B. in Teeküchen, Kantinen, Loungezonen, etc..
- Damit diese Kommunikantionszonen funktionieren können, müssen sie sowohl funktional sein als auch einladend wirken. Ausserdem muss für die Mitarbeiter deutlich werden, dass der Austausch mit Kollegen toleriert und gewünscht wird. Dazu gehört beispielsweise, dass das Gefühl permanenter Beobachtung vermieden wird. Eine Möglichkeit dafür ist die optische und akustische Abgrenzung dieser Kommunikationszonen.
- Die akustische Abgrenzung ist jedoch auch aus anderen Gründen wichtig. Das zwangsläufige Mithören von Gesprächen ist die häufigste Ursache für Störungen am Arbeitsplatz. Diese sollten daher auch in Gross- und Gruppenräumen voneinander abgeschirmt werden – z.B. durch Stellwände oder Aufsätzen an Schreibtischen.
Der Umgang mit Datenvielfalt – Information Workers Workplace (IWWP)
Im Rahmen des Verbundforschungsprojekts OFFICE 21® untersuchte das Fraunhofer IAO, ob sich der Einsatz mehrerer parallel geschalteter Monitore positiv auf die Effizienz der Wissensarbeit auswirkt. Die Frage macht Sinn. Denn eine typische Begleiterscheinung der Wissensarbeit ist die parallele Bearbeitung mehrerer, meist digitaler Dokumente bzw. der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Programmen und Dateien. Da liegt es nahe, dass Wissensarbeit wesentlich effizienter gestaltet werden kann, wenn die Betroffenen dank grösserer oder mehrerer Monitore die Möglichkeit haben, alle Dateien gleichzeitig im Blick zu behalten.67 Versuchsteilnehmer mussten zunächst an einem Arbeitsplatz mit einem 19-Zoll-Monitor verschiedene Aufgaben lösen. Im Anschluss an diesen ersten Durchgang wurden die Probanden in drei Gruppen aufgeteilt und erneut mit den selben Arbeitsaufgaben konfrontiert.
- Die erste Gruppe erledigte die Aufgaben erneut an einem Arbeitsplatz mit einem 19-Zoll-Monitor. Der Lerneffekt führte zu einer Produktivitätssteigerung von 1,9 Prozent.
- Die zweite Gruppe arbeitete in der zweiten Runde an einem Arbeitsplatz mit einem 22-Zoll-Widescreen-Monitor. Der dadurch gewonnene bessere Überblick führte (in Verbindung mit dem Lerneffekt) zu einer Produktivitätssteigerung von 8,4 Prozent.
- Den mit Abstand grössten Produktivitätseffekt von 35,5 Prozent zeigte sich bei der dritten Gruppe. Diese konnte im zweiten Durchgang einen Arbeitsplatz mit drei parallel geschalteten 19-Zoll Monitoren, den "Information Workers Workplace" nutzen.
Für die Planung und Möblierung der Büroarbeitsplätze bedeutet dies, dass auf eine ausreichende Tischtiefe geachtet werden muss. Beim Einsatz mehrerer Bildschirme muss ein ausreichender Sehabstand für alle Bildschirme gegeben sein. 80 cm Tischtiefe sind hier (zu) knapp bemessen.
(Quelle buero-forum.de)